Gestern waren wir mit Sebastian von „Pro-Biosphäre – Aufräumen im Bliesgau“ und Tobias von „Schiffweiler macht Klarschiff!“ im Biosphärenreservat Bliesgau unterwegs. Es war eine anstrengende, aber sehr schöne Tour, die zu einem beachtlichen Ergebnis führte. Doch der Reihe nach.
Bereits im Februar hatte Sebastian eine besonders dreckige Stelle an der Zufahrt zum Fritz-Jone-Stadion ausgemacht. Am 29. Februar fand ja das CITO am Glashütter Weiher statt und kurz danach fragte er, ob wir diese Müllecke in seiner Homezone gemeinsam angehen könnten. Dann kam Corona. Vier Monate später war zwar sehr viel Grün hinzugekommen, die Stelle sah jedoch immer noch sehr schmutzig aus. Gestern war es nun also soweit und wir gingen die Stelle mit vereinten Kräften an.
Wir begannen beim Parkplatz, wo natürlich wie immer mit Essensverpackungen, Flaschen, Dosen und unappetitlicheren Hinterlassenschaften zu rechnen war. Dann näherten wir uns der eigentlichen Müllecke und schnell wurde klar: Dies ist nicht nur eine Müllecke, dies war früher eine Mülldeponie!
Man kann sich die Frage stellen: Ist es sinnvoll, auf einer ehemaligen Mülldeponie Müll zu sammeln? Die einzig logische Antwort kann sein: Ja! Natürlich können wir zu fünft keinen tonnenschweren Berg umgraben, um den Müll herauszuholen, jedoch kann es auch nicht sein, dass die Lösung für ein tonnenschweres Problem von Altplastik ist, ein bisschen Erde drüberzuschütten und darauf zu hoffen, dass es nie wieder zum Vorschein kommt. Denn genau das tut es an dieser Stelle. Alles, was die Menschen vor fünfzig Jahren hier in dem Glauben, dass es ja irgendwann verrottet, entsorgt haben, kommt nun wieder an die Oberfläche – und zwar noch in recht gutem Zustand für das Alter. Es geht nicht darum, eine Generation zu verurteilen, die es nicht besser wusste. In den 30er Jahren dachte man auch, radioaktive Materialien seien nicht so schlimm – bis die Radium Girls endlich Recht zugesprochen bekamen; in den 50er Jahren röntgte man Kinderfüße bedenkenlos im Schuhgeschäft und in den 70ern dachte man wohl, Kunststoff verrotet einfach in der Natur. Aber heute, da man es besser weiß, sollte man vielleicht einfach etwas gegen die Altlasten tun. Schließlich fließt in unmittelbarer Nähe die Saar und fünf Kilometer Luftlinie entfernt wird Rilchinger Sprudel abgefüllt. Leider verschwinden Dinge nicht einfach, nur weil man sie nicht mehr sieht.
Alles wegzuräumen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Jedenfalls für fünf Müllsammler. Und dennoch trägt jedes gesammelte Stück dazu bei, dass davon kein Mikroplastik mehr in Boden und Grundwasser gelangt, dass sich kein Tier mehr an diesen Scherben und Metallteilen verletzt oder in diesen Drähten, Kabeln und Eisenteilen hängenbleibt. Und wir werden im Herbst auch nochmal wiederkommen – denn leider liegt noch viel an der Oberfläche, was wir an diesem einen Tag nicht einsammeln konnten.
Nach gut vier Stunden waren 218 Kilogramm (rund 900 Liter) gesammelter Müll zusammengekommen.
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