Normalerweise berichte ich an dieser Stelle schon gar nicht mehr über den Containerplatz in Fürth. Gestern jedoch machten wir dort einen solch kuriosen Fund, dass ich nun doch an dieser Stelle etwas darüber schreiben möchte.
Den Zustand des Stellplatzes immer wieder zu beschreiben, hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Der Platz wird inzwischen wöchentlich gereinigt und nach ein paar Stunden liegt schon wieder neuer Müll zwischen den Containern. Dieser reicht von Lebensmitteln, die bei diesem Wetter stinkend verrotten und über den sich die Ratten und das Ungeziefer besonders freuen, über Elektrogeräte und Textilien bis hin zu Spielzeug und Hausmüll jeglicher Art.
Gestern jedoch lag dort ein Kanister. Kanister sind immer ein schlechtes Zeichen, denn meistens enthalten sie Dinge, die ganz und gar nicht geeignet sind, einfach so draußen abgestellt zu werden. In diesem Fall weiß wahrscheinlich nicht einmal derjenige, der ihn dort abgestellt hat, was sich darin befindet.
Der Kanister hat noch sein Originaletikett, das besagt: „Dr. K. W. Martin, Chemische Fabrik, 668 Neunkirchen (Saar), Telefon (06821) 21401“. Ich hatte zuvor noch nie eine dreistellige Postleitzahl gesehen. Da es auf dem Etikett jedoch so aufgedruckt ist, kann es kein Fehler sein. (Damals waren gravierende Schreibfehler noch seltener als heute 😉 Ich suchte also nach Informationen zur Geschichte der Postleitzahlen, was gar nicht so trivial ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Vor 100 Jahren gab es so etwas nämlich noch nicht. Da schrieb man den Beruf des Empfängers oder dass sein Haus direkt neben der Apotheke liegt auf die Postkarte und die kam an – heute kommt die Post trotz richtiger Adresse oft nicht an, aber das ist eine andere Geschichte.
Erstmals wurde die Idee von Postleitzahlen schon 1853 aufgegriffen. Damals bestand Deutschland jedoch noch aus vielen kleinen Fürstentümern und von Einheitlichkeit war keine Rede. 1941 wurden im Deutschen Reich Postleitzahlen für Pakete eingeführt, die vor allem die Ballungsräume abdeckten, ab 1943 auch für die zivile Post. Nach 1945 vielen PLZ-Bereiche weg, was das System inkonsistent machte. 1963 wurde schließlich das drei- und vierstellige PLZ-System eingeführt. Größere Städte der Region hatten dreistellige PLZ, wie eben Neunkirchen die 668 (Saarbrücken hatte als größte Stadt des Saarlandes die 660), Ottweiler als kleinere Stadt hatte eine vierstellige PLZ: 6682 (Großraum Frankfurt am Main, Raum Saarbrücken, Kreis Neunkirchen, Stadt Ottweiler und z.B. für Fürth hängte man am Schluss noch eine 4 an: 6682 Ottweiler 4). So habe ich das auch noch gelernt.
1974, als die Datenverarbeitung aufkam, erhielten die zuvor dreistelligen Postleitzahlen eine abschließende Null. Somit können wir das Alter des Kanisters auf 11 Jahre eingrenzen: 1963-1974. Mindestens 46 Jahre lang stand dieser also in einem Keller, bevor er nun illegal am Containerplatz entsorgt wurde.
Einen positiven Aspekt hat die Sache aber doch: durch Müll lernt man noch so einige Dinge, die man vorher nicht wusste.
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