Fakten über Elektroschott

Ein Beitrag von Sebastian Haßler von „Pro-Biosphäre – Aufräumen im Bliesgau“

Wo würde sich die Menschheit heute ohne die Erfindung des Radios, des Fernsehers, des Computers, dem Internet, des Smartphones befinden? Unsere Welt wäre sicher eine andere, ob es eine bessere oder schlechtere wäre, sei mal dahingestellt. Eines jedoch ist sicher: Durch diese Innovationen ist unsere Zeit eine schnelllebigere geworden. Was gestern in war, ist heute schon wieder out und morgen veraltet und überholt. Dies und die Tatsache, dass die Preise dieser Produkte immer weiter sinken, beeinflussen das Konsumverhalten vieler Menschen. Vor allem in den Industrienationen kann beobachtet werden, dass es immer das neueste Smartphone, der größte Fernseher mit 8K-Technologie (wie hoch soll die Auflösung denn eigentlich noch sein?), der leistungsfähigste PC oder der Kühlschrank mit Doppeltüre und Eiswürfelspender sein muss. Was passiert jedoch mit dem nicht mehr geliebten Elektrogerät, welches das Ende des Lebenszyklus in unserem Sinne erreicht hat? Vielleicht wird es im Keller gelagert, in der Schublade vergessen oder verstaubt im Schrank. Ist dies nicht der Fall, werden entsorgte Elektrogeräte oftmals verbrannt, landen auf Deponien oder werden in Entwicklungsländer verschifft. Dort gefährden Menschen ihre Gesundheit und die Umwelt, um mit fragwürdigen Verfahren das letzte Wertvolle aus solchen Geräten herauszuholen.

Im Jahr 2019 wurde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein Bericht veröffentlicht, der harte Zahlen liefert und aufzeigt, wie wir in Bezug auf Elektroschrott, der als alles definiert wird, was Stecker, Kabel oder Batterie besitzt, mit unseren Ressourcen umgehen (A New Circular Vision for Electronics – Time for a Global Reboot).
Hier einige Fakten aus dem Bericht:

  • „Elektroschrott ist heute einer der am schnellsten wachsenden Abfallarten der Welt. Im Jahr 2018 erreichte die Menge an Elektroabfall 50 Millionen Tonnen.
  • Der Wert dieses Elektroschrotts liegt bei ungefähr 62,5 Milliarden Dollar und übersteigt damit das Bruttoinlandsprodukt vieler Länder.
  • Jedes Jahr produziert die Weltbevölkerung ca. 50 Millionen Tonnen Elektroschrott, dies entspricht dem Gewicht von 125.000 Jumbojets. Dies stellt mehr als alle bisher produzierten Verkehrsflugzeug dar. Um diese Menge an Flugzeugen abzufertigen müsste ein Flughafen in der Größe von Heathrow in London, 6 Monate lang, Tag und Nacht arbeiten.
  • Die 50 Millionen Tonnen entsprechen dem Gewicht von 4.500 Eiffeltürmen. Stellt man diese nebeneinander, würden sie eine Fläche von Manhattan einnehmen.· Von diesen 50 Millionen Tonnen werden aktuell nur 20 % recycelt. Von den restlichen 80 % gelangen ca. 4% in den Hausmüll, das Schicksal der verbleibenden 76% ist nicht genau bekannt.
  • Laut E-Waste Monitor lag die Menge an Elektroschrott im Jahr 2017 bei 44,7 Millionen Tonnen. Verteilt auf die Weltbevölkerung entspricht dies 6 Kilogramm pro Person auf dem Planeten. Allein Europa und die USA generieren die Hälfte dieser 44,7 Millionen Tonnen.
  • Bis 2040 werden die CO2 Emissionen aus Produktion und Verwendung von Elektrogeräten – und das schließt Geräte wie PCs, Laptops, Monitore, Smartphones und Tablets ein – 14% der Gesamtemissionen ausmachen.
  • Im worst-case Szenario, könnte die jährliche Menge an Elektroschrott im Jahre 2050, bei 120 Millionen Tonnen liegen.“

Wie soll all dieser Verschwendung und der übermäßigen Verwendung von Rohstoffen entgegengewirkt werden? Auch dieser Frage stellt sich der Report und versucht Antworten zu geben.

„Aus einer linearen Wirtschaft mit einem Lebenszyklusmodell von der Wiege zum Grab, muss ein zirkuläres Modell werden. Hierfür müssen die Produkte zur Wiederverwertung designed, sowie Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit erhöht werden. Hersteller und Händler müssen Rückkauf oder Rückgabesysteme etablieren. Ein geschlossener Produktkreislauf muss geschaffen werden, indem die alten Produkte gesammelt und die darin enthaltenen Materialien und Komponenten wiederverwendet werden. Dazu muss auch der Recyclingsektor eine Aufwertung erfahren, denn aktuell sind die recycelten Materialien nicht von ausreichend guter Qualität. Auch muss von der Wegwerf-Mentalität abgerückt werden und Hersteller sollten Reparaturen Ihrer Produkte zu vernünftigen Preisen anbieten. Sollten Produkte nicht mehr zu reparieren sein, sollten sie zurückgegeben werden und wieder für die Produktion neuer Geräte aufgenommen werden.“

All das sind natürlich nur Vorschläge und Gedankenspiele. Letztlich ist auch jeder Konsument selbst verantwortlich, wie in Zukunft mit Elektroschrott umgegangen wird und wie viel mehr entsteht. Es muss sich also jeder selbst hinterfragen, ob immer das Neuste und Größte gebraucht wird, obwohl das Gerät im Besitz noch einwandfrei funktioniert. Wieso müssen wir Handys kaufen, in dem der Akku fest verbaut ist und nicht mehr ohne Probleme ausgetauscht werden kann? Vielleicht benötigt es auch ein wenig Druck durch gesetzliche Vorgaben, aber in diesem Falle, muss ganz klar das Wir vor dem Ich stehen.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist sicherlich, seinen Elektroschrott richtig zu entsorgen. Bringt ihn in die Wertstoffhöfe, gebt ihn im Handel zurück, aber entsorgt ihn nicht über den Hausmüll oder noch schlimmer, an Containerplätzen oder im Wald!

Der Report beinhaltet noch weitere interessante Informationen und alle, die sich noch weiter belesen wollen, können ihn hier nachlesen.

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