Das geduldete Gift: Zigarettenkippen

Das geduldete Gift: Zigarettenkippen

Cleanup.Saarland sensibilisiert bei Sammelaktion in Neunkirchen

Im gesamten Bundesgebiet finden zwischen dem 5. und 12. Mai 2023 Zigarettenkippen-Sammelaktionen statt. Ins Rollen gebracht wurde diese Aktion von der Initiative RhineCleanup. So waren wir am 6. Mai auch mit Vertretern aus 8 verschiedenen Netzwerken in Neunkirchen am Start, um über das Thema der Umweltgefährdung durch Zigarettenkippen aufzuklären.

Viele Menschen nehmen Zigarettenkippen als Müll nicht wahr. Daher haben wir sie mit Kreide eingekreist und erst dann aufgehoben.

Über 1,5 Millionen Kippen pro Tag im Saarland

Mindestens 1,5 Millionen Zigarettenkippen landen pro Tag im Saarland in die Umwelt. Dabei enthält jede Kippe eine Vielzahl an Giftstoffen, die dann in Böden und Gewässer gelangen. Die Kippenfilter selbst bestehen aus Plastik, der schnell in winzige Partikel zerfällt und so auch in die Nahrungskette gelangt.

Studien belegen die Tragweite des Problems

Eine aktuelle Studie der Universität Göteborg bestätigt erneut, wie schädlich die Wirkung der Giftstoffe und des Mikroplastiks auf die Organismen im Wasser und im Boden sind.
Andere Studien belegen, dass Kunststoff als Nanopartikel auch beim Menschen die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann.

Daher verschenkten wir viele Taschenaschenbecher an interessierte Bürger und führten zahlreiche Aufklärungsgespräche. Sehr oft waren die Menschen dankbar für unsere Arbeit. Es gibt bei dem Thema aber leider auch sehr viele uneinsichtige Menschen, die uns teilweise auch beleidigt haben und das Problem gerne verharmlosen.

Forderungen an die Politik

Diese Verharmlosung findet aber leider auch schon auf politischer Ebene statt. So unterscheidet der saarländische Bußgeldkatalog nicht zwischen einer harmlosen Bananenschale und dem Inhalt eines ganzen Aschenbechers – und das, obwohl die Giftstoffe einer einzigen Zigarettenkippe ausreichen, um ein Kleinkind zu töten. Auch Kunststofffasern des Filters brauchen viele Jahrzehnte, bis sie vollständig abgebaut sind. Im Saarland gibt es beim Thema Zigarettenkippen praktisch keine Kontrollen und Bußgelder werden extrem selten erhoben.
Wir fordern hier schon sehr lange, dass sich die Bußgelder auch an die Kosten und Schäden von Zigarettenkippen orientieren.

Kommunen könnten außerdem eine Taschenaschenbecherpflicht einführen. So wie es vielfach schon für Hundebesitzer verpflichtend ist, geeignete Kotbeutel mitzuführen, könnten Raucher verpflichtet werden, ebenfalls jederzeit die Zigarettenkippe sicher aufbewahren. So ist es auch viel einfacher, mit den Rauchern in einen direkten Dialog zu treten.

Auch bei den öffentlichen Mülleimern ist noch viel Luft nach oben. Sehr viele Mülleimer sind so gebaut, dass Regenwasser über die Kippen läuft und dann die Giftstoffe ausgewaschen werden und in den Boden gelangen. Zahlreiche öffentliche Aschenbecher bieten zudem keinerlei Sicherheit für kleine Kinder.

Hier fordern wir von den Gemeinden, dass flächendeckend sichere Aschenbecher aufgestellt werden, damit verantwortungsbewusste Raucher ihre Zigarettenkippen auch entsorgen können, ohne damit die Umwelt zu schädigen.

In unseren Gesprächen äußerten sich viele Passanten auch erstaunt darüber, dass in Deutschland wieder mehr Kinder und Jugendliche Nikotinabhängig werden. Beim Thema Suchtprävention steht Deutschland auf dem letzten Platz innerhalb der EU. Neben den gravierenden gesundheitlichen und sozialen Folgen für die nikotinabhängigen Minderjährigen heißt das aber auch noch mehr giftiger Müll für alle.

Über 10.000 Zigarettenkippen konnten wir in der Zeit rund um den Stummplatz bergen. Viele Kippen stecken aber noch in Rinnen und Ritzen und geben weiter Giftstoffe in den Boden ab.

Selbst auf der Wasserspielfläche, auf der viele Kinder gerne barfuß durch das Wasser laufen, lagen zahlreiche Kippen.

Das Wegschnippen von Kippen ist bei vielen Menschen so selbstverständlich, dass die dies sogar noch getan haben, wärend wir um sie herum Kippen aufgesammelt haben und obwohl wir mit Kreide überall auf dem Platz sichtbar gemacht haben, wie groß das Problem tatsächlich ist.

Es ist noch ein langer Weg und so lange es sich für die Tabakindustrie weiterhin zu lohnen scheint, den Parteien regelmäßig viel Geld zu spenden, ist unsere Arbeit sicherlich gleichsam mühsam wie notwendig.

Viel Geld für nichts

Noch immer bekommen Parteien von der Zigarettenindustrie sehr viel Geld.
So ist Philip Morris Sponsor der SPD-Parteitage; der Lobbyverband der Tabakwirtschaft wirbt ganzseitig im Mitgliedermagazin der CDU und der Vorsitzende des Lobbyverbandes (Jan Mücke) sitzt für die FDP im Bundestag.

Presse

Auch die Presse hat über unsere Aktion berichtet. Einen längeren Artikel mit Bilderstrecke gibt es in der Saarbrücker Zeitung. Im Online Angebot des Wochenspiegels und in den Saarnews war ebenfalls ein Beitrag.

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