Gestern hatte die Gemeinde Spiesen-Elversberg um 18:30 Uhr zu dem Vortrag “CleanUp – Sei Teil der Lösung” in den Sitzungssaal des Rathauses eingeladen. Intention war, dass sich auch in Spiesen-Elversberg zeitnah ein CleanUp-Netzwerk bildet, denn dreckige Ecken gibt es in der Gemeinde trotz des unermüdlichen Einsatzes des Bauhofs genug. Eine Facebook-Gruppe hatte Arno Meyer von “Illingen engagiert gegen Müll”, der auch den Vortrag hielt, bereits im Vorfeld eingerichtet und 160 Leute Mitglieder gesammelt. Zu dem Vortrag am Abend kamen dann jedoch lediglich zehn Bürger. Ebenfalls anwesend waren Bürgermeister Bernd Huf und Bauhof-Leiter Hans-Günter Eisenhut, was ich super fand, da diese direkt auf Fragen zu den Themen Rechtliches, Politisches und Entsorgung Auskunft geben konnten.

Vielleicht leben wir CleanUp-Networker alle in einer Blase des aktiven Protests, des Anpackens und des Verändern-Wollens, die gestern gegen eine Wand des Abwartens, des Forderns politischer Veränderung und des Heischens nach Belohnung stieß. Dabei hatte die Gemeinde hervorragend vorgearbeitet: Man hatte sich bereits über Tools wie die MÜLLweg!DE-App informiert, man hatte Müllsäcke vorbereitet und auch wir hatten z.B. Taschen-CleanUps, Jutesäcke und Aufkleber mitgebracht. Von Aufbruchstimmung war jedoch nichts zu spüren. Schnell artete unser Vortrag zu einer Diskussion darüber aus, wer an den Müllbergen schuld ist. Ist es nun der Hersteller des Coffee-to-Go-Becher, die Bäckerei, die ihn verkauft, oder doch der Konsument, der ihn auf den Boden wirft? Wir sind uns alle einig, dass von politischer Seite etwas getan werden muss. Warum gibt es z.B. kein Flaschenpfand auf harten Alkohol? 1 Euro Pfand auf Vodka-Flaschen und unser Netzwerk hätte jetzt schon genug Geld, um genügend Müllgreifer, -säcke und sonstiges Zubehör für das ganze Jahr zu kaufen. Oder Prosecco-Dosen. Warum haben Bierdosen ein Pfand, Prosecco-Dosen aber nicht? Solche Lösungen kommen vielleicht irgendwann. Aber darauf können wir nicht warten. Und selbst wenn diese Lösung kommt und damit vielleicht ein Problem eindämmt, liegt immer noch genügend Müll in Wald und Flur. Für diesen muss jetzt eine Lösung gefunden werden, nicht in Monaten oder Jahren. Und die einzige Lösung kann sein, selbst aktiv zu werden, die Bauhöfe damit zu unterstützen und andere auf die Situation aufmerksam zu machen.
Ich dachte ja, ich höre nicht recht, als aus dem Publikum ein Einwand kam, dass “ein Bekannter aus Protest an der Gesellschaft regelmäßig seinen Müll in den Wald bringt”. Bitte was? Das geht der Gesellschaft mächtig am Arsch vorbei. Die einzigen, denen jemand mit so etwas schadet, ist der Natur und uns allen inklusive ihm selbst, weil wir den Dreck dann im Grundwasser wieder zu uns nehmen. In welcher total hirnlosen Gesellschaft leben wir inzwischen eigentlich? Ich bringe meine Couch in den Wald, weil ich nicht weiß, wo ich sie entsorgen soll? Sorry, aber die Leute sind auch nicht zu dumm, irgendwelchen Müll im Internet zu bestellen, da werden sie ja wohl auch in der Lage sein zu googeln, wie sie ihren Müll auch wieder richtig entsorgen.

Der Abend hat mich ernüchtert zurückgelassen. Wohl habe ich aber auch die Hoffnung, dass sich doch noch etwas ergeben wird. Dabei denke ich eher an die jüngere, stille Generation, die anwesend war und beim Verlassen der Veranstaltung Aufkleber mitgenommen hat, als jene, die am lautesten Argumente dafür suchten, nicht hinauszugehen und “den Müll anderer Leute” aufzuheben.
Wir lassen uns überraschen, was sich daraus ergeben wird. Cleanup.saarland ist auf jeden Fall da und steht mit Rat und Tat zur Seite, sollte dies gewünscht sein. Und natürlich packen wir gerne auch bei jedem CleanUp aktiv mit an!
Leave a Reply