Am 17. Oktober durften wir einen Workshop an der Gemeinschaftsschule Marpingen machen. Eine ganze Woche stand unter dem Motto der Nachhaltigkeit und in zwei getrennten Workshops ging es quasi zum Auftakt um das Thema „Müll und Verantwortung“.
Dieses Thema war der ausdrückliche Wunsch der Schule und auch die Frage, „Warum ist ein öffentlicher Mülleimer im Grundwesen asozial?“ war eine Frage, die in diesem Workshop bearbeitet wurde.
Den Einstieg bildete ein Foto von weggeworfenen Postkarten aus der Fußgängerzone von St. Ingbert. Dort lagen zahlreiche Infokarten über Willi Graf auf dem Boden. Willi Graf war Mitglied der Weißen Rose und wurde am 12. Oktober 1943 hingerichtet. Auf den Karten stand das Zitat „Jeder einzelne trägt die ganze Verantwortung“.
Die Frage, ob man als einzelner Mensch auch die Verantwortung für die Umwelt und den Müll trägt, war aber für die Schüler eine schwierige Frage. Wir näherten uns dem Thema mit einigen hypothetischen Fragen.
„Wenn ein Mann erstochen wird, trägt dann nur der Täter die Verantwortung, oder auch jemand, der hätte helfen können“. Die Mehrzahl der Schüler und Schülerinnen sah hier auch eine Mitverantwortung bei der Person, die hätte helfen können.
Das Beispiel wurde nun mehrfach modifiziert, aber immer sahen die Schüler eine Verantwortung sowohl bei den Tätern als auch bei den Menschen, die durch eigenes Handeln hätten helfen können.
Negativer Fußabdruck und postiver Handabdruck
Ganz anders war aber die Beurteilung auf die Frage, ob wir Verantwortung tragen, wenn unser Lebensstil anderen Menschen schadet – sie sogar tötet. Dies wurde mit der Vorstellung des Kill-Scores noch deutlicher. Über dieser Internetanwendung kann man errechnen, wie tödlich der eigene Lebensstil statistisch für andere (und vielleicht für uns selbst in der Zukunft) ist.
Auch wenn wir sparsam und bewusst leben, dann verbrauchen wir mehr Ressourcen, als ein Planet im Gleichgewicht verträgt. Unser Lebensstil ist dabei aber auch unfair gegenüber anderen Menschen und besonders gegenüber anderen Generationen.
Auch dieser Punkt ist vielen Schülern heute nicht bewusst und sie begreifen sich auch nicht als die Opfer dieser Entwicklung.
Es sollte aber deutlich werden, wie wichtig ein „positiver Handabdruck“ ist, den man seinem negativen Fußabdruck gegenüberstellen kann.
Ist ein öffentlicher Mülleimer asozial?
Zunächst ging es aber noch weiter, dass auch das Bewusstsein geweckt und Routinen hinterfragt werden sollten. Daher wurde die provokante Frage gestellt, ob und warum ein öffentlicher Mülleimer asozial ist. Hier gab es bei vielen Schülern eine innere Barriere und fast alle waren der Meinung, dass Mülleimer ausschließlich nützlich seien. Tatsächlich machen sich wenige Menschen Gedanken, was aus dem Müll – und damit den Ressourcen – später wird. Hier entwickelte sich dann doch bei vielen Schülern ein Verständnis, dass es eine Ressourcenverschwendung ist, wenn ein Baum 120 Jahre wachsen muss, damit daraus ein Einwegbecher gemacht wird, der wiederum nur 10 Minuten genutzt wird und dann auf Kosten der Gesellschaft vernichtet wird. Dass dieses Geld, das für öffentliche Mülleimer ausgegeben wird, auch sinnvoller investiert werden könnte, das war ein Aspekt, den die Schüler so nicht bedacht hatten. Dass es auch nicht fair ist, diese Kosten auf die Gesellschaft
zu übertragen, ist aber gedanklich ein großer Sprung.
Was müsste sich ändern?
Die jungen Menschen erben praktisch alle Probleme, die die Menschheit seit der industriellen Revolution aufgehäuft haben. Daher sollten sich die Schüler und Schülerinnen nun Gedanken machen, was alles geändert werden müsste, damit die Zukunft besser laufen kann und auf welcher Ebene (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft)
gehandelt werden sollte.
Diese Punkte waren für die Schüler durchaus anspruchsvoll und sie merkten auch, wie sehr sie in (Konsum)Gewohnheiten, Normen und Ritualen eingebunden sind. Die Schüler und Schülerinnen durften im Anschluss selbst ein Cleanup machen und nahmen auch die Reaktionen der Umwelt wahr – ein wichtiger Schritt, um Dinge neu zu „begreifen“.
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